WiWi Gast schrieb am 14.12.2018:
Warum verwendest du keine englischen Begriffe? Ich habe täglich mit internationalen Kunden zu tun, hier ist englisch die Standardsprache.
Hier im Forum hast du es aber nicht mit internationalen Kunden zu tun. Der Job scheint dich ja sehr vereinnahmt zu haben.
Ja, wir arbeiten beide in einem sinnstiftenden Beruf. Nein, wir sind weder Mediziner noch Handwerker. Deine Sichweise wirkt auf mich sehr beschränkt. Die Produkte, an deren Herstellung wir beteiligt sind, hat jeder schon mal benutzt, auch du. Die Sachen machen das Leben der Kunden leichter und schöner. Für mich ist das sinnvoll.
Was macht ihr denn genau? An der Herstellung beteiligt heißt für mich primär Entwickler oder Ingenieur. Dann bin ich bei euch mit der Wertschöpfung.
Es ist übrigens kein Wunder, dass der „Lebensweg“ oft auf die berufliche Karriere reduziert wird. Wer beruflich nicht erfolgreich ist, hat wenige Möglichkeiten, seinen Lebensweg zu gestalten. Unterhalte dich mal mit Leiharbeitern und anderen Geringqualifizierten über deren Lebensweg. Wir fahren weder SUVs noch fahren wir 3x im Jahr in den Urlaub. Haus stimmt allerdings, das zählt aber eher als Altersvorsorge für uns bzw. Starthilfe für die Kinder. Insofern: Sorry, deine Vorurteile treffen auf uns nicht zu.
Was ist für dich denn beruflich erfolgreich? Für maximal 100k im Büro abzuhängen?
Beruflich erfolgreich ist für mich ein Unternehmen zu gründen, Verantwortung für Mitarbeiter zu übernehmen und für mein Vorhaben mit dem Privatvermögen zu haften, die Strategie meines Unternehmens zu bestimmen, Partner einer Kanzlei zu werden, Chefarzt zu werden etc. etc. Wirkliche Karrieren sind für mich exponierte Stellen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Alles andere hängen die Menschen selbst zu hoch auf. Im Endeffekt handelt es sich zwar um höhere Positionen aber nicht wirklich um Top-Karrieren.
Du führst hier das andere Extrem an, nämlich Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen. Und es sind auch keine Vorurteile. 70 T€ würde mir und meiner Familie ausreichen. Für mich spielt es keine Rolle, ob ich 150, 500 oder 1 Mio. € pro Jahr verdiene. Mehr benötigen wir nicht zum leben. Deshalb erschließt es sich mir nicht, was du mit Lebensgestaltung meinst. Du lebst hier im Paradies. Frage mal Menschen in armen Ländern nach deren Lebensgestaltung. Deshalb bringe ich einen Anteil meines Gewinns in eine Stiftung ein, die genau den Bedürftigen in der Gesellschaft hilft und das über mein Leben hinaus. Das halte ich für sinnvoller als nutzlose Dinge zu kaufen. Wenn ihr das Geld für andere Dinge verwendet dann Gratulation!
Das mit der Evolution ist eine faule Ausrede. Abgesehen vom Stillen (es gibt aber auch Flaschen und Milchpumpen) kann ein Mann Kinder genauso gut großziehen wie eine Frau. Es sei denn man ist emotional nicht so gut dafür geeignet oder hat einfach nur keine Lust darauf. Das trifft aber auch auf manche Frauen zu.
Hast du einen Beweis dafür, dass es eine faule Ausrede ist? Diese Aussagen stammen ja gerade von den Frauen, die Vollzeit arbeiten. Wenn man emotional nicht geeignet ist, dann wäre es besser, wenn man keine Kinder bekommt. Gibt ja auch viele Frauen, die den Babys bereits synthetische Milch geben damit sie wieder arbeiten können.
Wir sind recht flexibel mit unserer Zeiteinteilung. Ich fange früh an, meine Frau spät. An einem normalen Wochentag verbringen unsere Kinder 7 Stunden mit uns und 7 Stunden in der KiTa (restliche 10h Schlaf, teilweise auch bei uns im Bett). Nach einem Arbeitstag kann ich perfekt abschalten. Ich arbeite ja auch nur 8h am Tag. Da ist meine Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit noch lange nicht am Ende. Meine Frau hat noch flexiblere Arbeitszeiten als ich, weil sie manche weniger dringenden Angelegenheiten auch von zu Hause aus machen kann (home office).
Das ist ja das Perverse. 7 Stunden in der Kita. Immer diese absurde Aussage, dass man im Home Office für kleine Kinder verfügbar sein kann. Entweder braucht man dann doch nicht arbeiten, also ist das Home Office eine Farce oder die Kinder kommen trotzdem in die Kita. Oft stecken die Leute die Kinder 7 Stunden in die Kita, die selbst mit dem klassischem Rollenmodell aufgewachsen sind. Absurd.
Es stimmt natürlich: Wenn ein Kind krank ist, müssen wir uns organisieren. Ja, das macht manchmal Stress. Ja und? Wenn ich keinen stressigen Job haben wollte, hätte ich nicht studieren dürfen bzw. hätte mir eine anspruchslose Sachbearbeitertätigkeit suchen müssen. Ich treffe aber gern Entscheidungen und gestalte gern. Meine Frau auch. Deshalb verstehen wir uns auch so gut. Dir mag das als hoher Preis erscheinen, wir leben unser Leben aber genau so wie wir es wollen. Im Gegenteil: Meine Frau würde verrückt werden, wenn sie nur Hausfrau wäre.
Dekadenter geht es nicht mehr. Wahrscheinlich ist im Endergebnis auch deine Tätigkeit eine Sachbearbeitertätigkeit. Eine Frau, die sich liebevoll um die Kinder kümmert und die Familie organisiert ist eben nichts mehr wert in der Gesellschaft. Dabei halte ich diese Tätigkeiten für wesentlich höherwertiger als die Büroarbeit. Wo sind nur die Macher in der Gesellschaft hin, die wirklich Verantwortung übernehmen und nicht im Rahmen einer unfreien Angestelltentätigkeit. Genau die Krankheit unserer Zeit: Ihr lebt euer Leben, wie ihr es wollt. Und wo bleiben die Kinder? Richtig...7 Stunden pro Tag in der Kita. Das ist Egoismus pur.
Wir verbringen jede Woche deutlich mehr Zeit mit den Kindern (es gibt ja auch ein Wochenende) als bei der Arbeit. Insofern liegt die Priorität – nüchtern von den Stunden betrachtet – klar auf den Kindern und nicht auf dem Job.
Das halte ich bei 7 Stunden Kita pro Arbeitstag für ein Gerücht. Ich bezog mich ja - wie gesagt - auf Montag bis Freitag.
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