listrea schrieb am 24.03.2022:
Das ist ne ziemlich romantische Vorstellung eines Lehrers. Leider trägt die Ausbildung an unseren Schulen nicht wesentlich zu unserem Humankapital bei, da die Lehrpläne sich seit Jahrzehnten nicht ändern, oder nur so langsam ändern, dass wir von anderen Ländern regelrecht ausgelacht werden.
Die tatsächliche Weiterentwicklung des "Humankapitals" findet an Universitäten und dann später in den Unternehmen statt. Wie wenig die Schule dazu beiträgt sehen wir ja am aktuellen Krankenstand (der Lehrer) bzw. wie das System in Zeiten von Corona sich so hinschleppt.
Man diskutiert lieber alles tot anstatt mal progressiv an die Sache heranzugehen. Theoretisch hätte man ein zusätzliches Corona-Übergangsjahr an den Schulen einführen müssen, um so den Absolventen zumindest ein wenig Freiraum zu geben, was sie denn jetzt mit ihrem Leben tun sollen. Stattdessen lässt man sie erst zu Hause, dann nimmt man ihnen die ersten Semester und am Ende dürfen sie dann "endlich" arbeiten. Wobei die Unternehmen dann den Job der Schule/Uni übernehmen dürfen.
Ganz toll. Aber ja, war nur logisch dass der Beamte noch mehr Geld möchte. Ist ja auch in der Wirtschaft so, dass die ineffizientesten Abteilungen die höchsten Gehälter haben.
Und am lustigsten ist noch die Lehrermentalität, dass man sofort panisch reagiert, wenn es um etwas neues geht ("Übergangsjahr"). Da wird erstmal nach dem Dienstherrn gekreischt, dann nach dem Lehrerverband und am Ende folgt dann die Krankschreibung. Und es ist immer das Gleiche: Anstatt mal zu überlegen, dass man denn alles mit dem bestehendem System kann, zählt man ellenlang die Punkte auf, warum es nicht geht, das man mehr Fortbildungen braucht, mehr Personal, mehr Geld, usw. - also Gießkanne.
Ich weiss ja nicht, was Du vor Deinem Studium gemacht hast?! Aber die allermeisten Menschen waren dann doch noch in der Schule. Wenn man Deiner Argumentation folgt und behauptet, dass die Schule überhaupt nichts zur Bildung des Humankapitals beiträgt, dann könnte jeder direkt nach dem Kindergarten an die Uni.
Zudem gibts nicht nur Akademiker, sondern auch ausgebildete Menschen. Die stellen auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil des Humankapitals dar. Gerade Facharbeiter und Handwerker werden ja immer mehr gesucht und benötigt. Und die Ausbildung dort findet in D immer noch im dualen System in Betrieb und Schule statt. Das wird nach wie vor international als Top angesehen. Nicht umsonst haben wir immer wieder mal Delegationen aus dem Ausland da, die sich das anschauen.
Und wegen Corona: Da lief am Anfang wirklich nicht alles rund. Zumindest bei meiner Schule kann ich aber sagen, dass bis auf die ersten circa 4 Wochen ganz regulär zuerst per Stream, dann Hybrid und jetzt schon ewig wieder in Präsenz unterrichtet wurde. Aber es gab defintitv Negativbeispiele in Schulen. Da gebe ich Dir recht.
Das mit dem Corona Übergangsjahr höre ich zum ersten mal. "Den Schülern etwas Freiraum zu geben, damit sie sich klarwerden, was sie mit ihrem Leben tun sollen?!" Das hört sich für mich nach Selbstfindung an. War bei uns früher immer privat. UNd ja, Corona war bei allen eine riesen Herausforderung und vieles lief nicht gut. An der Uni laut Freunden die da Vorlesungen halten übrigens genau dasselbe Problem wie bei uns an der Schule. Das aber als Beweis dafür zu nehmen, dass das Bildungssystem nicht beiträgt halte ich dann doch für abenteuerlich.
Und ich glaube, da überschätzt die Einflussmöglichkeiten eines normalen Lehrers. Im Endeffekt muss er sich an der Lehrplan halten um sicherzustellen, dass die Schüler auch die Prüfung schaffen. EIn gewisser Spielraum besteht, groß ist der
aber nicht. Die ganzen Grundsatzentscheidungen werden auf höherer Ebene getroffen und dann auf die unterste Sonderbehörde Schule runtergebrochen. Wo ich Dir aber rechtgebe, ist dass mal progressiver an die Sache herangegangen werden sollte.
Und dass die Gewerkschaften immer Panik machen, Forderungen stellen usw. Für was sind sie denn sonst da?! Ist doch bei IGM, Verdi usw das exakt selbe. Die Leute wollen einerseits ihre Privilegien nicht verlieren und andererseits mit vereinten Kräften bei Verhandlungen möglichst gut dastehen. Veränderungen werden doch vom gemeinen IGM Arbeitnehmer in genau derselben Form abgeblockt wie von Beamten. Grund: Veränderung bringt immer Anstrengung und Unsicherheit mit sich.
D.h. Im Endeffekt läuft definitiv nicht alles Perfekt! So schlecht wie manche grantler das sehen, ists dann doch nicht. Siehe zB Pisa Studie. Da gehören wir zu den obersten 20%. Platz 13 von 72 Ländern. Würdest Du bei einem Studenten, der bei den obersten 20% dabei ist behaupten, dass er schlecht ist? Vor uns sind ganz viele der Länder mit den harten Bildungssystemen (Japan, Südkorea, Macau, China...).
Im Endeffekt hat man während Corona auch gesehen, dass die meisten Eltern überfordert sind bzw keine Lust drauf haben, ihre Kinder zu Hause zu versorden. Und dann doch froh sind, wenn die wieder ein paar Stunden in der Schule untergebracht sind.
Und nach wie vor kam kein Vorschlag, wie man den MASSIVEN Fachkräftemangel im Bildungssystem beheben kann (nach der IT, das Segment mit den meisten benötigten Fachkräften bis 2030). Eine Lohnkürzung halte ich hierfür immer noch für mehr als kontraproduktiv. Sowohl im Kindergarten, als auch Schule oder Uni.
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