BWL, Jura oder Informatik
Ich stehe vor einer erneuten Studienwahl; ich habe mein vorheriges
Studium abgebrochen. Wenn es nach Interesse geht, ist das Studium ein
Informatikstudium. Allerdings habe ich mit Informatikern immer sozial
schwache und unsympathische Menschen assoziiert, die bei den Piraten
Parteimitglied sind. "Leider" macht mir das Programmieren aber so viel
Spaß, daß ich mir praktisch nichts anderes vorstellen kann.
Andere haben ehrbare Berufe, wie etwa Rechtsanwalt oder Arzt. Auch wenn
ich Rechtsanwälte nur von Serien kenne, so ist das Prestige eines
Rechtsanwaltes doch etwas für mich sehr Begehrenswertes. Vor kurzem war
ich im Büro eines Notars und alleine schon die Einrichtung hat mich
neidisch gemacht. Auch die Tatsache, daß ein Informatikbachelor mir
keine Türen öffnet ist nicht gerade ein Fürsprecher für das
Informatikstudium. Damit meine ich, daß der Abschluss als Volljurist es
ermöglicht, Anwalt zu werden, was nur mit dem Studium möglich ist.
Genauso wie man nur Arzt werden kann, indem man ein Studium absolviert.
Ich kenne jetzt allerdings nichts, für das ein Informatikabschluss
notwendig wäre. Sicher, es gibt genügend Firmen, die Informatiker
suchen. Aber bei autodidaktischer Vergangenheit mit Nachweis der
Kompetenz kann man sich auch erfolgreich auf Anzeigen bewerben, die
explizit für Informatik Bachelor bzw. Diplominformatiker ausgeschrieben
werden. Das funktioniert bei Anwälten und Ärzten nicht.
In meiner Familie sind Ingenieure schon seit Ewigkeiten schlecht
angesehen.
Und wenn ich ehrlich bin, jeden Ingenieur den ich treffe, sei es ein
Informatiker oder ein Maschinenbauingenieur oder ein Ingenieur einer
sonstigen Disziplin, dann waren das stets Menschen, die sehr streng zu
sich waren und zu anderen. Und das wären dann meine Kollegen?
Der Grund, warum ich das jetzt schreibe ist, daß momentan wieder die
Einschreibungsfristen für die Universitäten sind. Ich habe mich für
Jura, BWL und Informatik beworben, ich werde vermutlich für alle drei
Zusagen bekommen. Doch dann muß ich mich letztenendes entscheiden, was
ich machen werde.
Wie gesagt, wenn es nach Interesse geht, wird das Informatik sein. Wenn
ich fertig bin, werde ich vermutlich so um die 36 sein.
Ich höre bzw. lese immer wieder von den traurigen Gestalten, die mit 50
Jahren vor einem Computer in einem Großraumbüro sitzen. Oder auch den
Ingenieuren mit 50, die keinen Arbeitsplatz mehr kriegen. Dann höre ich
aber auch von den Rechtsanwälten mit 50, die dann so richtig Geld
verdienen, weil sie sich eine Reputation aufgebaut haben. Oder den
Ärzten, die - umso älter sie sind desto mehr Glaubwürdigkeit erhalten.
In meiner geistigen Welt sind diejenigen, die entweder Philosophen,
Rechtsanwälte oder Ärzte sind diejenigen, die auch noch im höheren Alter
ernstgenommen werden. Allen anderen spricht man das Existenzrecht ab.
Allerdings graust es mich bereits jetzt vor der Vorstellung, Jura zu
studieren. All die Studenten, die ich gesehen habe, wie sie auf den
Wiesen lagen und verzweifelt versuchten, sich über Karteikarten Berge
von Informationen zu merken. Aber das Jurastudium ist die einzige
Möglichkeit, Anwalt zu werden. Und dann sieht die Praxis natürlich auch
völlig anders aus als in Serien. Ich gebe zu, ich war bereits bei
Prozessen als Beobachter dabei. Nach einigen "Interviews" mit Juristen
habe ich festgestellt, daß sich alles dreht und wendet um die Note in
den Examina. Hat man dort keine Prädikatsnoten, kann man offensichtlich
gleich einpacken.
Und dann sehe ich Menschen wie Kim Schmitz, die offensichtlich auf dem
Weg sind, die reichsten Menschen der Welt zu werden mit
Hauptschulabschluß.