Abi und was jetzt?
Guten Tag WiWi-Treff,
ich bin 17 und werde im Dezember 18, im Sommer werde ich mein Abitur abgeschlossen haben mit den Leistungsfächern Mathe und Englisch. Nach derzeitigem Kenntnisstand würde ich sagen, falls ich die ZAP nicht komplett verhaue, eine eins vor dem Komma stehen haben werde. Grob überschlagen etwa 1,4-1,7. Ich interessiere mich sehr viel für Wirtschaft und Technik. Mein Vater ist im Maschinenbau für Fahrzeug- und Getriebetechnik, meine Mutter arbeitet im Finanzierungsbereich für eine Stiftung. Ich konnte über Schülerpraktika und Ferienjobs mal bei beiden reinschnuppern. Ich muss ehrlich gestehen, so wirklich weiß ich auch nicht was mir mehr gefiel. Hatte beides seine Vorzüge. Im Finanzierungsbereich hatte man immer engen Kontakt zu Arbeitskollegen und zu Kunden, es war halt immer eine entspannte Arbeitsatmosphäre da, was mir sehr gut gefallen hat. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich über mich selbst erfahren habe, dass ich kein Computermensch bin. Das soll heißen, ich kann keine 4-8h am Stück an einem Computer sitzen und irgendwelche Datenbanken, Exceltabellen, Buchungen etc. auswerten. Ich hatte dann immer das Gefühl, dass mein Tag gar nicht vorüber gehen wollte. Klar, die kleinen Smalltalks mit den Kollegen war dann immer sehr amüsant und tatsächlich eine schöne Abwechslung, aber alles in allem war ich am Ende des Tages immer sehr unausgeglichen. Ich wollte danach immer gleich so viel Sport wie nur möglich machen, weil ich das Gefühl hatte mich mal richtig zu bewegen und auszupowern.
Als ich bei meinem Vater im Maschinenbau war, hatte ich eher ein gegenteiliges Gefühl. Ich war die ganze Zeit bei der Sache und habe mich sehr für die Konstruktionen etc. interessiert, auch was den technischen Aspekt anging. Allerdings war ich dann immer im Nachhinein so ausgelaugt, dass ich einfach nur zu Hause sein wollte, in Jogginghosen und nichts weiter als PS4 zu zocken oder gleich zu schlafen. Ich bin total Mathe-Affin, hatte während der ganzen Zeit im Abitur durchgehend 15 Punkte. Auch im Finanzbereich bei der Stiftung hat sich das immer wieder bewährt und Mathe macht mir auch so unglaublich Spaß. Mit linearer Algebra, Diff-Re etc. beschäftige ich mich gerne, deshalb dachte ich auch anfangs, dass die Wirtschaft etwas für mich ist, vor allem im Controlling- und ReWe-Bereich. Als ich dann die harte Realität kennen lernen durfte, nämlich, dass man fast den ganzen Tag am PC sitzt, habe ich nicht mehr wirklich Lust in diesem Bereich tätig zu sein. Im Maschinenbau, ja war alles super und toll, aber ich will auch irgendwo einen Beruf haben, bei dem ich nach Hause komme und immer noch Kraft und Lust habe etwas zu unternehmen.
Ich habe mir auch überlegt evtl. ein Auslandsjahr zu machen. Aber da stellen sich dann die Fragen, wo, und was machen? Work&Travel? Ein Jahr im Ausland studieren? Was gibt es da so für Möglichkeiten?
Kennt ihr evtl. Studiengänge/spätere Berufsbilder, die Technik und Wirtschaft in gewisser Hinsicht miteinander vereinen? Ich habe im letzten Jahr während der Sommerferien ein Praktikum im Vertrieb im Unternehmen gemacht, wo mein Vater arbeitet. Ich muss ehrlich gestehen, das hat mir am meisten gefallen. Ich würde auch evtl. in diese Richtung gehen wollen (Marketing/Vertrieb). Man hat ständig Kundenkontakt und man musste stets zu technischen Feinheiten informieren, dazu gab es auch immer wieder mal mathematische Situationen zu bewältigen. Ich hatte immer das Gefühl, der Tag würde rasend vorbeiziehen und am Abend war ich zwar erschöpft aber nicht so erschöpft, dass ich keine Lust mehr hätte irgendwie noch Sport zu machen oder mit Freunden was zu unternehmen.
Deswegen wollte ich da jetzt einfach mal fragen, was hat man für Chancen, wenn man BWL mit Schwerpunkt Marketing/Vertrieb studiert? Wie sieht der Beruf von Marketeers und Vertrieblern aus? In wie fern kann man sich dabei für technische Themen spezialisieren? Ist es sinnvoll ein duales Studium in diesem Bereich in Erwägung zu ziehen? Geld spielt für mich tatsächlich auch eine Rolle, aber viel wichtiger ist es für mich, eine Berufung zu finden von der ich keine Pause brauche und wenn dann nur kurzfristige Pausen. Da ich mich spätestens für das Wintersemester entschieden haben muss, ob ich studiere oder doch ins Ausland erst einmal gehe, möchte ich mich schon so früh im Jahr informieren.
Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, wieso ich nicht einfach Google benutze. Ganz einfach. Jeder Beruf wird im Internet so dargestellt, dass man ihn wirklich schön findet. Was auch bei meinen Praktika so war. Aber wenigstens habe ich durch die Praktika herausgefunden, was mir wirklich wichtig bei meinem späteren Beruf ist, nämlich die Ausgeglichenheit. Dass man sowohl während der Arbeit, das Gefühl bekommt, dass die Zeit rasen würde, aber man trotzdem nicht so ausgelaugt von der Arbeit wieder nach Hause kommt. Ja, Geld ist auch wichtig, natürlich möchte man seinen Kindern und seiner Frau später mal alles im Rahmen des Notwendigen anbieten können und auch evtl. hier und da mal ein wenig Luxus. Aber das würde denen ja nichts bringen, wenn ich dann nach Hause komme und gar kein Bock auf Familie habe, weil mich die Arbeit so überfordert hat. Ich denke mal, dass der durchschnittliche Bachelor-Absolvent in BWL round about 2,5-3,5k im Monat, beim Einstieg verdient? Master-Absolventen verdienen dann, nehme ich mal an, 1-1,5k mehr? Natürlich sind das Brutto-Werte.
Habe mal im Internet gelesen, dass Vertriebler und Marketeers auch zusätzlich zum festen Gehalt auch Provisionen einstreichen, die in der Regel ca. nochmal 20-35% des Nettogehalts ausmachen. Wenn ich mir vorstelle, mit einem Master ca. 3k-4k verdienen zu können im Vertrieb bspw. dann nochmal 20% Provision liegt die Spannweite dann ja zwischen 3k-3,5k netto. Kann das stimmen? Denn das scheint mir für den Einstieg doch relativ viel zu sein? Dazu sollen ja auch laut Internet Firmenwagen kommen, manche Unternehmen übernehmen sogar gewisse Sozialleistungen und andere, wie z.B. Dr. Oetker sollen sogar 10-20% der Wohnungsmiete übernehmen. Als ich das gelesen habe, habe ich mir auch gedacht, dass das nicht sein kann.
Also, ich bin erst 17 und ja, ich weiß, dass die Gehaltsvorstellungen da oben evtl. utopisch erscheinen. Deswegen möchte ich, dass ihr mir a) bei der Berufs-/Studienfindung, anhand meiner obigen Textes etwas helft bzw. unterstützt und b) dass ihr mir jede Illusionen nehmt, die ich in Sachen Gehalt oben aufgeschrieben habe und mir die harte Realität mitteilt. Ich meine selbst meine Mutter verdient grade mal 3,8k netto und mein Vater etwa 4,2k netto und die sind beide aber schon seit knapp 10 Jahren im Betrieb. Dass dann ein Frischling gleich bei Beginn ähnliches verdienen soll, erscheint mir unlogisch.
Das war es dann von mir, bin auf eure Antworten gespannt und ein großes Danke im Voraus.
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