Hallo!

Ich (Informatik-Absolvent) hatte kürzliche einige Vorstellungsgespräche, die mMn gut verliefen. Nächste Woche bekomme ich auch schon von allen Bescheid. Eigentlich habe ich schon einige ausgeschlossen und muss mich jetzt nun zwischen 2 Firmen entscheiden.

1. Logica als Associate Consulting:
   großes Unternehmen mit Aufstiegsschancen, leider weiß ich
   nicht wie viele Stunden im Schnitt pro Woche gearbeitet
   werden, Überstunden werden nicht abgegolten, ich bin mir
   nicht sicher, wieviel gereist werden muss, da das Unternehmen
   regional ausgerichtet ist

2. bei einem kleinen quasi noch Start-Up (2006), das nun von
   Microsoft unterstützt wird, als Softwareentwickler:
   ich denke, dass das Unternehmen die nächsten Jahre auf jeden
   Fall erfolgreich sein wird, kleines Team von weniger als 20
   Mitarbeiter, junges Team, das auch gemeinsame Freizeit-
   aktivitäten unternimmt

Bezahlung ist bei beiden in etwa gleich - trotz unterschiedlicher Unternehmensgröße. Bei beiden Unternehmen erwarten mich verantwortungsvolle Aufgaben. Ich bin hin- und hergerissen und weiß absolut nicht, wie ich entscheiden soll.

Hat hier jemand Erfahrung und kann vielleicht jeweils mögliche Vor- und Nachteile nennen?

Vielen Dank! Viele Grüße

Ich selbst bin Wirtschaftsinformatiker und kann dir nur folgendes sagen: Ein paar Jahre als Softwareentwickler schaden dir auf keinen Fall. Im Gegenteil. Alle Führungspersönlichkeiten / Manager bei uns waren zumindest einige Jahre in der Softwareentwicklung tätig. Wir sind ein mittelgroßes europaweit agierendes Consulting Unternehmen.

Man lernt dort einfach viele essentielle Dinge die für eine weitere Karriere wichtig sein können. Man kann als späterer Teamleiter und Projektmanager wirklich mitreden. Wie oft habe ich es schon erlebt dass Projektleiter keine Ahnung von der Materie haben und deswegen Unzufriedenheit herrscht und der Erfolg ausbleibt. Mal davon abgesehen ist es, selbst wenn man dann später als Consultant arbeiten will, immer hilfreich eine Hochsprache auf Experten-Level zu beherrschen (C++, Java oder mittlerweile auch .NET). Wenn du Sachen beherrscht wie Ruby oder Pearl stehen dir alle Türen offen.

Vielen Dank für deine Antwort!

Also empfiehlst du mir eher das kleine Unternehmen? Bei Logica würde ich die ersten 2 Jahre auch erst mehr programmieren und eingearbeitet, damit ich Erfahrungen sammeln kann.Natürlich kann ich ohne Basiswissen nicht irgendwelche Spezifikationen festlegen, bei denen ich nicht weiß, ob sie realisierbar sind.

Meine dritte Option, die ich eigentlich gestrichen hatte, wäre über Betrandt bei BMW zu arbeiten. Ich denke aber, dass da die Lernkurve nicht so steil wie bei den beiden anderen Jobs ist ...

Als Consultant wirst du vermutlich mehr unterwegs sein und auch mehr Kundenkontakt haben - willst du das und liegt dir das? Dann sollte die Antwort nicht schwer zu finden sein ;)

Die erste Antwort vom Wirtschaftsinformatiker würde ich so nicht unterschreiben. Zum einen ist in der Software Entwicklung der Preisdruck noch sehr viel stärker als im Consulting aufgrund der "billigen" Konkurrent in Osteuropa oder Asien. Zum anderen ist eine Position als Softwareentwickler heute sicher kein Sprungbrett mehr für Führungspositionen. Man muss bei den angesprochenen Managern bedenken, wann sie als Softwareentwickler tätig waren und wie damals dieser Markt aussah - das hat sich grundlegend geändert. Und als Consultant wird in vielen Bereichen auch Programmierung auf hohem Niveau gefordert und im Projekt eingesetzt. Und als Team- oder Projektleiter gibt es sicher Positionen im SE-Umfeld, wo dir Expertenkenntnisse in der Programmierung zu Gute kommen, aber es gibt sehr viel mehr Projekte in der IT die keinen reinen SE Fokus haben. Zum Beispiel das SAP Umfeld, wo Entwicklerkenntnisse selbstverständlich ebenfalls wichtig sind, aber die Projekt- oder Teamleiter sicher niemals nach ihren Entwicklungs-, sondern nach Branchenkenntnissen oder eben gewissen Softskills ausgewählt werden.

Aber nochmal: ich will hier die SE Position gar nicht schlechtreden, sondern du solltest schon eine Vorstellung haben, welcher Bereich dir mehr liegt. Grundsätzlich bietet aber das Logica Angebot sicher die bessere Perspektive hinsichtlich "Führungskarriere" und Branchenkenntnissen, während die andere Position eher in Richtung "Expertenkarriere" geht.

Wünsche dir ein glückliches Händchen bei der Auswahl!

Hier nochmal der WI:
Das Märchen vom Outsourcing in der Softwareentwicklung stimmt doch nur sehr bedingt. Konzepte und Architekturen werden hier in Deutschland entwickelt. Übrigens geschieht das direkt mit dem Kunden und vor Ort beim Kunden. Ich bin aus diesem Grund offiziell auch als Consultant eingestellt. Der Softwareentwickler der "nur" programmiert ist doch ein Auslaufmondell. Deswegen haben es Fachinformatiker auch so schwer. Entwickler-Positionen werden fast nur noch mit Informatikern besetzt (teilweise auch Elektrotechniker oder z. B. Mathematiker). Man muss eine große Anzahl verschiedenster Aufgaben erledigen. Programmierer im Ausland können aber nur eins: Programmieren. Und das auch nur nach sehr strenger Spezifikation. Deswegen werden komplette Neuentwicklungen auch nicht outgesourced. Dies betrifft Wartungsarbeiten wenn diese nicht zu komplex sind oder einzelne Komponenten die relativ einfach zu implementieren sind. Wichtig und kostbar ist allerdings Prozesswissen wie man es im SAP-Bereich benötigt. Da geb ich dem Vorposter recht.

Falls du langfristig das Maximum an Kohle rausholen willst so kann es allerdings nur Logica sein. Ausser es macht dir auch super viel Spaß ständig unterwegs zu sein.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
In einem anderen Thread habe ich gelesen, dass man bei Logica standortnah eingesetzt wird und deshalb die viele Reisezeit also wegfällt.
Ich denke auch, dass der Wechsel von Karrierestufen im IT Consulting besser ist. Als SE-Entwickler werden die Soft Skills nicht so stark verbessert (zumindest kann man die später schlechter nachweisen).

Darauf würde ich mich im Consulting NIE verlassen ;) sicher versuchen das viele Unternehmen, weil es eben auch Kosten spart. Aber es bringt dir persönlich herzlich wenig, wenn 80% der Berater standortnah eingesetzt werden und du die ersten zwei Jahre auf einem Langläufer Projekt 500km von deinem Wohnort "festhängst". Gerade als Einsteiger ist das nicht so ungewöhnlich, weil die Unternehmen auch erst einmal Kunden finden müssen, die auch Juniors akzeptieren...

Lounge Gast schrieb:

In einem anderen Thread habe ich gelesen, dass man bei Logica
standortnah eingesetzt wird und deshalb die viele Reisezeit
also wegfällt.

also ich bin eine Art Development Consultant. Im Prinzip Entwickler, aber auch offiziell als Berater eingestellt und auch oft beim Kunden direkt ( Inhouse allerdings, arbeite in einem Konzern ). Habe jetzt 2 Jahre BE. Meine einzige Befürchtung ist allerdings, dass ich vllt längerfristig auf der Entwicklerschiene bleibe und vllt nie mehr so leicht da raus komme. Irgendwann wollte ich nämlich auch lieber Projektleiter sein. Ansonsten macht mir die Arbeit allerdings viel Spaß, ich entwickle ganz gerne.

Nur beim Gehalt denke ich, liege ich etwas niedrig, aber ok das liegt immer daran, weil man im Internet viel liest. Ich bekomme 44 tsd fix Brutto + 4 tsd variabel, bei 35 h Woche, meist ein Tag home office. Ist das bei 2 Jahren BE, Konzern in Süddeutschland, nicht etwas wenig ? oder meine ich das nur ? leben kann ich mit meinem Gehalt ganz gut, darum geht es mir auch nicht, sondern ich möchte mich natürlich nicht unter Wert verkaufen.

Was meinst du denn, wert zu sein und woher beziehst du diese Information?

Lounge Gast schrieb:

Nur beim Gehalt denke ich, liege ich etwas niedrig, aber ok
das liegt immer daran, weil man im Internet viel liest. Ich
bekomme 44 tsd fix Brutto + 4 tsd variabel, bei 35 h Woche,
meist ein Tag home office. Ist das bei 2 Jahren BE, Konzern
in Süddeutschland, nicht etwas wenig ? oder meine ich das nur
? leben kann ich mit meinem Gehalt ganz gut, darum geht es
mir auch nicht, sondern ich möchte mich natürlich nicht unter
Wert verkaufen.

Ja wenn man viel dieses Forum hier liest bekommt doch JEDER das Gefühl er sei unterbezahlt. Hier laufen zu gut 50% nur Profilneurotiker rum. Deswegen sollte man dieses Forum hier eigentlich auch NICHT benutzen um seinen Marktwert zu analysieren. Wenn du das möchtest ,wende dich an einen professionellen Personalberater. Mehr verdienen kann man eigentlich fast immer wenn man denn will...
Du liegst mit deinem Verdienst, meiner Meinung nach(!) vollkommen durchschnittlich im Mittelfeld. Ich hab ca. 2,5 Jahre und bekomme 48k fix in HH. Habe aber auch mindestens 40h Woche. Eher 45.