Lounge Gast schrieb:
Hier der KPMGler...
also mal aus der Perspektive eines Managers in der
Unternehmensberatung:
Der Post ist größtenteils Unsinn.
Logisch muss versucht werden, irgendwo eine gute Balance
zwischen Arbeit und Freizeit gefunden zu werden.
Korrekt. Was hast Du davon, wenn Deine besten Projektmitarbeiter für 6 Monate wegen Burnout ausfallen...
De facto ist das aber extrem schwer möglich.
Das ist so schwer, wie man es sich einredet.
Glaubst Du ernsthaft, der Manager lässt jemanden bis nach
Mitternacht oder an Wochenenden arbeiten, weil er geil darauf
ist oder irgendwelche Machtfantasien ausleben will?
Nein. Naja, vielleicht gibt es auch den ein oder anderen von der Sorte... ;-)
Nein, der Kunde macht im Normalfall Druck. Die Deadlines sind
eng gesteckt, der Umfang von Arbeitspaketen wächst meistens
während eines Projekte beinahe selbstständig, so dass es
schlicht und ergreifend nötig ist, viel zu arbeiten!
Ahja, wessen Problem ist das? Hat der Manager / Partner wieder zuviel Vertriebsblaba und zu wenig Ressourcenkalkulation im Beauty Contest gemacht? Meine Clients bekommen das, was sie bezahlen wollen. Wenn eine Deadline fix ist, dann muss ich mehr (Senior) Consultants staffen und die Kosten Geld. Wenn die Deadline flexibel ist, dann schick ich nur einen hin.
Das hat nix mit Eier-in-der-Hose haben und dem Manager die
Meinung sagen und irgendwas von Arbeitsrecht und am besten
noch von Betriebsrat blubbern!
Es geht hier nicht um Meinung sagen, sondern darum ein angemessenes Leben zu führen. Wenn ich manchmal unsere jungen Consultants sehe, wie die sich abrackern. Und wofür? Erraten: Für nix! Denn wenn die immer mehr arbeiten wollen und nie "nein" sagen, lade ich denen immer mehr Arbeit auf. So einen will ich auch nicht befördern und schon gar nicht zum MAnager machen, denn dann wird er das beim Client genauso wie Du es beschreibst handhaben: "Na klar, lieber Kunde. Diese utopische Vorstellung von Deadline und Projektbudget schaffen wir locker!" Und dann scheucht er wieder seinerseits die armen jungen Kollegen völlig chaotisch durch die Projekte und hat selbst auch noch stress durch seine Planung, die bei jedem Vertriebsgespräch wieder über den Haufen geworfen wird.
Alle sind fremdbestimmt!
Der Berater von seinem Manager, der Manager von seinem
Partner und/ oder dem Kunden direkt, der Kunde ist
fremdbestimmt von seinem Boss, der wiederum muss irgendwelche
Deadlines halten...
Break the cycle! Wie gesagt, nichts ist authentischer als ein klares "Nein." Wer den Job in der Hälfte des Geldes haben will, muss halt die Detecon oder den TÜV beauftragen. Einen Job, bei dem ich weiss, das wir ihn in 30 PT nie schaffen, außer alle arbeiten 6 Tage die Woche für 14 Stunden, schreiben aber nur 5 Tage und 8 Stunden auf, kann ich doch nicht annehmen! Oder habt ihr die Kohle so nötig?
Das Leben ist kein Ponyhof, insbesondere nicht in der Beratung.
Also puckle up, zeig volle Leistung oder such einen anderen Job
Buckle Up und zeig Leistung! Na klar, dafür bist Du ja auch da! Aber das heisst nicht, dass man nach 10 Stunden Arbeit keine Leistung gezeigt hätte. Danach geht ja eh nichts mehr. Das liebe ich auch am allermeisten, wenn meine Consultants mir die Ergebnisse von letzter Nacht auf den Tisch werfen und ich sehe, dass alles nach 20 Uhr grundsätzlich so nicht verwendbar ist. Also wieder mal doppelarbeiten! Kann man alles vermeiden.
Klar, wenn es wirklich MAL eng wird, dann feuer ich die Jungs auch an, mal ne Nacht mit mir statt mit Ihrem Hotelbett zu verbringen, aber das kommt EINMAL im Jahr vor. Wenn öfter, dann macht man was mit seiner Budget-, Ressourcen-, Lebens-, Karriereplanung falsch.
PS: Ich bin seit 7 Jahren dabei, seit einem Jahr Senior Manager und habe noch NIE eine 80 Stunden Woche gehabt (Reisezeiten mal ausgenommen). Meine Zahlen stimmen, meine Consultants lieben mich, meine Jobs laufen (im Großen und Ganzen) perfekt. Sowohl ich als auch meine Mitarbeiter haben ein halbwegs ausgeglichenes Leben und arbeiten dafür umso begeisterter an komplexen Problemstellungen und Herausforderungen. So wie es sein sollte.
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