WiWi Gast schrieb am 05.12.2018:
Aus meiner Sicht ist ein passives Einkommen ohne jegliches Zutun ein Märchen. Selbst wenn du in Aktien investierst, musst du das Depot pflegen, überwachen und es beschäftigt dich permanent unterbewusst. Eine Immobilie musst du ebenfalls verwalten oder verwalten lassen.
Als konkret Betroffener kann ich Dir versichern, daß diese Tätigkeit, da in Zeitpunkt und Intensität selbst frei zu gestalten wesentlich glücklicher ist als fremdbestimmt Überstunden leisten zu müssen.
An dem alten Hippiespruch "Besitz macht unfrei" ist schon etwas dran.
Das stimmt nicht.
Armut und Fremdbestimmung machen unfrei.
Zurück zu deiner Frage:
Ich habe in meiner Tätigkeit als Jurist/StB einige IB'ler bei Transaktionen kennengelernt. Ich behaupte, dass vielleicht 5 % dies aus Leidenschaft tun. Und dies waren meistens Top-Leute auf den höchsten Ebenen. Ein Alexander Dibelius gehört vermutlich dazu. Jemand, der eigentlich Chirurg war und ins Investmentbanking geht, muss ein brillanter Kopf sein und tut dies wohl aus Leidenschaft. Und er hatte ja auch überragenden Erfolg.
Das Entscheidende im IB, wie auch in allen anderen Bereichen ist, dass du die Arbeit intrinsisch motiviert machst. Die Tätigkeit an sich erfüllt dich eben. Sehr viele BWLer wählen Jobs aber nur wg. Prestige, Geld etc. Das sind eben klar extrinsisch motivierte Ziele, die nichts mit Leidenschaft zu tun haben.
Was sollen die meisten nach ihrer Gymnasiumszeit, während der man in gewisser Weise weltfremd ausgebildet wird auch sonst tun?
Manchen gefällt diese Welt so, diese studieren dann Lehramt.
Andere haben durch ihr Elternhaus das Glück Einblick dahingehend zu bekommen, wie die Welt der Wirtschaft tatsächlich funktioniert.
Mir gefällt auch dieses Lied von "finanzieller Unabhängigkeit" nicht. Man sollte lieber gleich einen Job wählen, den man liebt und auch im Alter noch ausüben möchte. Orientiert euch an Kindern. Sie leben absolut den Moment, die Gegenwart und deinem Kind ist es völlig egal, ob vor der Tür ein Aston Martin oder ein VW Käfer steht. Es spielt auch überhaupt keine Rolle. Rückwirkend würde ich ganz klar sagen: Wenn IB, dann nur, wenn es wirklich dein Ding ist. Ansonsten sind die Entbehrungen einfach zu schmerzhaft.
Im Laufe seines (Berufs-)Lebens macht man allerhand Erfahrungen und Branchen verändern sich, auch durch den Strukturwandel.
Insofern kann ein junger Mensch mit dem beengtem Gesichtskreis aus Schule und Studium kaum übersehen, wie sich zukünftig oder gar auf zwei bis drei Dekaden die Welt verändert und die Wirtschaft wandelt, obwohl die Möglichkeiten dazu durch das Internet zahlreicher und glücklicher geworden sind.
Am besten ist es sich so aufzustellen, daß man von diesen zukünftigen Veränderungen profitieren kann. Also eben immer wieder anders. Was heute glücklich ist, ist es morgen nicht mehr und umgekehrt.
antworten