Eins vorweg:
Anders als bei anderen Berufen gibt es bei WiWis nur selten einen Bezug zwischen persönlichen Interessen/Hobbies und dem Berufsleben. Ingenieure werden z.B. meistens Bastler oder besonders Technikinteressierte. Ich bin auch ein Ing. und in meinem Studium hat kein Mensch an den Verdienst nach dem Studium gedacht. Alle anderen scheitern meist eh am Studium, ohne Affinität zum Thema kann man nicht Ingenieur werden. Bei WiWi ist das ganz anders, das studieren viele allein wegen dem Geld, nur was soll daran erfüllend sein? Auch wenn ein Ing. beim Daimler den ganzen Tag nur vor dem PC sitzt und eine Schraube berechnet, so macht ihm das viel mehr Spass, weil es ein Thema ist, das ihn persönlich interessiert. Den Controller dürften die Zahlen mit denen er jongliert herzlich wenig interessieren, er muss es halt machen.
Ebenso sehe ich es beim Mediziner oder Gärtner. Solche Berufe erlernen nur die Wenigsten wegem dem Verdienst, das ist oftmals auch eine gewisse Leidenschaft dahinter. Wo aber soll die Leidenschaft bei WiWi herkommen?
Nun zur Frage und wie es bei mir aussieht:
Also ich bin sehr zufrieden und größtenteils glücklich in meinem Job. Es ist mein erster nach dem Studium und ich liebe ihn nach 6 Jahren genauso wie am ersten Tag. Meine Brötchen verdiene ich dabei als Ing. für Inbetriebnahme, Training und Support mit weltweitem Einsatz. D.h. ich darf mal programmieren, mal handwerklich unter die Anlage krabbeln, mal schwer arbeiten oder den Kunden die Anlage erklären. Ich sitze ebenso öfter am PC im Büro als auch in der Werkstatt. Zum Kunden gehts dann auch samt Anlage und das weltweit meist für 1-4 Wochen am Stück so ca. >70% des Jahres. Und anders als andere IB Ings auch an viele schöne Orte wie Australien, Südamerika oder Nordafrika, etc. (bis dato war ich in >50 Länder dieser Welt).
Arbeitszeit ist an sich TOP, im Büro idR 9to5 oder gar 9to4 und unterwegs gibt es "keine" Arbeitszeit. Bei IBN wird eben geklotzt bis es fertig ist und wenn es sein muss eben auch mal 20h am Tag. Aber ich fühle mich dabei immer gut, weil ich das Reisen liebe und mich dabei immer wie halb im Urlaub fühle. Öfters bin ich auch in Strandnähe oder hab einen Pool im Hotel, so spare ich mir tatsächlich den Urlaub. Und was ich schon Leckeres gegessen habe, davon will ich gar nicht reden. Meist werde ich eh eingeladen, so dass ich meine Auslandsaufenthalte so richtig genießen kann :)
Die Abteilung ist TOP, alle per Du, auch der Chef, ziemlich locker und obwohl Druck herrscht, ist die Grundeinstellung stets "Wird schon klappen" oder "Ach das kriegen wir irgendwie hin". Vielleicht liegt das aber auch daran, dass wir zu 90% Ings und Techniker sind und selbst der Vertrieb kaum WiWis hat. Gelacht wird herzlich und min. stündlich, und ich habe den Job noch nie als harte Arbeit betrachtet. Vor allem aber gibt es kein Klassendenken, d.h. Ings und Techniker sowie Facharbeiter sind auf einem Level und selbst gegen den Vertrieb wird nicht gewettert, sondern mit ihm zusammen gearbeitet. Und ebenso gibt es Lob vom Chef und Abteilungsausflug sowie -essen. Im Personalgespräch bedankt sich der Chef für die Leistungen. Ich muss sagen das ist mir fast wichtiger als das Gehalt, ich freue mich jedesmal und zum Glück gibt es öfter ein "gut gemacht" vom Chef oder Kollegen.
Über den Verdienst selbst kann ich auch nicht klagen, als Bachelor knapp 80k p.a. ist für Ende 20 mehr als ausreichend. Zumal ich viel unterwegs bin und eh kaum zum Ausgeben komme. Letzteres ist aber auch der Nachteil an dem Job, da so mein Privatleben etwas leidet. Der Bekanntenkreis ist in den letzten Jahren geschrumpft und eine neue Partnerin darf ich mir nun auch suchen, aber ich weiß nicht, ob ich einen öden Job überleben könnte. Auch für meine Hobbies habe ich leider wenig Zeit, aber dafür ist diese dann meist umso schöner :)
Trotzdem werde ich bald wechseln, einfach weil ich was Neues will. Der Clou ist, dass ich innerhalb der Abteilung in den Vertriebsbereich wechsle. D.h. die gleichen Leute, das gleiche Klima, aber eine andere und hoffentlich spannede Tätigkeit. Ich werde weiterhin im Außendienst tätig sein und freue mich auf die Kundenarbeit. Natürlich erwarte ich dann auch einen kleinen Gehaltsbonus. Parallel möchte ich dann meinen Master in WiWi machen und langsam aufsteigen und etwas sesshafter werden sowie mit der Familienplanung beginnen.
Ergo ich bin glücklich im Job und ich werde versuchen es immer zu sein. Geld ist wichtig, aber mir ist Spass bei der Arbeit doch wichtiger. Sollte ich mal nach "oben" kommen und es mir dort nicht gefallen, gehe ich halt wieder "runter".
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