WiWi Gast schrieb am 06.11.2023:
Ich glaube langsam verstehe ich, wieso wir hier aneinander vorbeireden.
Wie definierst du denn für dich das frei verfügbare Nettoeinkommen? Vermutlich als das Nettogehalt, das monatlich aufs Konto kommt, oder?
Was ich mit "frei verfügbar" meine, ist das Nettogehalt, das ich für verschiedene Dinge allokieren kann. Das würde für mich z.B. bedeuten, ein 100k Angestellter hat 4.950 EUR netto. Dieses kann er jetzt frei verteilen auf:
- Familie (wenn er diese will)
- Wohnsituation (Größe, Lage, Zustand, etc.)
- Kinder (wenn er welche möchte)
- Hobbies
- Sparen
- Urlaube
- Lifestyle
Der Lehrer hat für mich in dieser Betrachtung diese Freiheit nicht, da vom frei verfügbaren Einkommen bereits viele Posten abgezogen werden müssen, weil diese Kosten anfallen, damit er die Zuschläge bekommen kann:
- Kosten der Familie
- Wohnung muss in der Stadt liegen und ist damit bereits teurer
- Kinder sind teuer und schmälern das verfügbare Netto weiter (PKV + Lebenshaltung) - ohne Kinder kein Zuschlag
Das in meiner Betrachtung frei verfügbare Einkommen für den Lehrer ergibt sich erst nach Abzug dieser Kostenelemente und erst danach kann frei verteilt werden auf (als Beispiel bleiben dann vielleicht noch 2.000 EUR für die folgenden Kategorien):
- Hobbies
- Sparen
- Urlaube
- Lifestyle
Das bedeutet im Umkehrschluss unweigerlich, dass ein 100k "Äquivalent Lehrer" gar nicht die Möglichkeit hätte 80% vom Netto (4.950 EUR) = 4.000 EUR für Lifestyle und Urlaub auszugeben. Der Angestellte hat aber genau diese Freiheit und dies erachte ich als großen Vorteil, der so auch klar gemacht werden soll. Die 80% sind natürlich ein Extrembeispiel und keinesfalls sinnvoll, aber sollen zur Erklärung helfen.
Daraus ergibt sich schlussendlich, dass ein 100k Angestellter ein deutlich anderes Leben / Luxus / Komfort Niveau haben kann, als ein 100k Lehrer Äquivalent. Einen wirklich ähnlichen bzw. gleichen Lebensstil haben beide nur, wenn man bei beiden die gleichen Umstände annimmt (Familie, Wohnung, Kinder, Netto Pensionsrücklage,..).
Hoffe das war schlüssig erklärt und sollte damit die "Verwirrung" auflösen
Ich habe jetzt versucht deinen Ansatz zu verstehen. Frei verfügbares Nettogehalt habe ich so nicht verstanden, sondern tatsächlich nur das reine Netto das überwiesen wird.
Um zu vergewissern, dass ich dich richtig verstanden habe:
Wir sind uns einig, dass der drei Kinder IGMler in Frankfurt mit 100k brutto sich mit dem äquivalentem Lehrer mit drei Kindern vergleichen muss, mit dem Fazit, dass der Lehrer mehr Nettogehalt erhält (auch nach Abzug der PKV)? Richtig?
Jetzt sagst du, dass die Besonderheit aber ist, dass der IGMLer überspitzt formuliert die freiwillige Wahl hatte, sein Geld in Kinder zu investieren, während der Lehrer -um dieses höhere Gehalt als der IGMler zu verdienen- gezwungenermaßen drei Kinder bekommen müsste. Also nicht wirklich die freie Wahl hatte. Verstehe ich dich richtig?
Vorab, ja, da ist was dran. Finde ich die Denkweise sinnvoll, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Es ist schon sehr um die Ecke gedacht und bedarf mehr Kommunikation als nur vom "verfügbaren Netto" zu sprechen. Erwähnen kann man es natürlich.
Ich finde aber, dass das indirekt in meiner Vorgehensweise implementiert ist. Mein Gedankengang war doch folgender:
Wenn ich IGM vs. Lehrer vergleiche reicht es sich erstmal nur den IGMler anzuschauen.
- Also wie alt ist der durchschnittliche IGMler? Grob vermutlich zwischen 40-45.
- Wieviel % davon sind Single, wieviel % haben 1 Kind, 2 Kinder, 3 Kinder etc.
- Wieviel % davon wohnt im Dorf, wieviel % Kleinstadt etc.
Diese Werte liegen mir natürlich nicht vor, so dass ich auf allgemeinere Werte ausweichen musste. Da kam grob folgendes bei rum:
Alter 40, 1,5 Kinder, Stufe 9, Mietstufe 3-4 ist der äquivalente Lehrer.
Die Begründung ist doch, der Durchschnittsfall trifft genau diese Wahl, also möchte sein Nettogehalt bzw. frei verfügbares Netto u.a. in 1,5 Kinder stecken.
Natürlich ist es aufgrund der bescheuerten Beamtenbesoldung so, dass der Single-Lehrer tatsächlich nur ein Nettogehalt kassiert, welches ein Bruttoäquivalent von etwa 75k entspricht und nicht von meinem genannten 90-100k profitiert. Der hat also relativ wenig vom Durchschnittsfall bzw. dass der durchschnittliche Lehrer mehr verdient. Das liegt aber schlicht an der grossen Volatilität. Der Frankfurter Lehrer mit 6 Kindern kassiert nämlich auch keine 100k sondern eher 120k. Das ist halt das Schicksal einer Durchschnittsbetrachtung. Das Phänomen tritt ja grundsätzlich bei einem Schnitt auf. Der durchschnittliche Deutsche ist 180 cm, das bringt dem 150 cm Mensch natürlich nichts;)
Daher finde ich meinen Ansatz weiterhin sachgerecht.
Der Kollege der meint lieber mit brutto zu rechnen anstatt auf netto zu rechnen:
Das macht die Sache deutlich komplizierter und zusätzlich rechnest du meiner Meinung nach falsch.
Oder anders:
Wieviel verdient denn mein Beispiel:
Lehrer, Mietstufe 7, Stufe 10, 3 Kinder, STK3 am Ende nach deiner Rechnung Brutto und Netto? Und wie viel muss der gleichwertige IGMler (also ebenfalls drei Kinder und Großstadt) Brutto verdienen um das gleiche Nettogehalt zu beziehen? Wenn du richtig rechnest, muss nämlich das gleiche rauskommen wie bei meiner Vorgehensweise.
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