Kann ich absolut verstehen. Hab auch beides gesehen: Wirtschaft und Lehramt.
Mein Fazit: In der Wirtschaft hat man in der Regel mehr Arbeitsstunden (Quantität). Die qualititive Belastung ist aber im Lehrerjob meist höher. 6 Unterrichtsstunden (und ja ich meine 3 mal 90 Minuten) ist definitiv anstrengender als 6 Zeitstunden in meinem ehemaligen Job in der Wirtschaft. Warum ist das so: Man ist als Lehrer einfach immer im Mittelpunkt des Geschehens und sollte auch immer die Zügel in der Hand halten. D.h. einfach mal so 5 Minuten in der Gegend rumstarren oder spontan einen Kaffeplausch einlegen ist eher selten drin während des Unterrichts und auch während der Pausen (da bin ich oft mit Laufen von A nach B, Gespräch mit Schülern oder Koordination mit Kollegen , nochmal über die Unterrichtsunterlagen drüberschauen beschäftigt). Klar, in der Wirtschaft hatte ich auch oft Meetings. Aber bei mindestens 50% davon sitzt man doch drin und lässt berieseln, gibt ab und zu seinen Senf zu einem Thema ab. Ab und zu präsentiert man etwas. Dann hören aber in der Regel alle im raum anwesenden mehr oder weniger zu bzw halten wenigsten die Klappe ;)
Das ist im Klassenzimmer einfach nicht so. Und nein, nur weils fachlich nicht so anspruchsvoll ist, ist der Unterricht nicht leichter. Ich unterrichts sowohl Gymnasiasten als auch die Jungs und Mädels ohne oder mit ganz schlechtem Hauptschulabschluss, die noch ihre Zeit absitzen. Bei der zweiten Gruppe ist der fachliche Anspruch maximal niedrig, der zwischenmenschliche aber maximal hoch. Trotzdem oder gerade deswegen mag ich meinen Job. Gibt für mich kaum was abwechslungsreichers, da ständig neue Menschen, jede Klasse unterschiedlich ist usw.
Klingt jetzt vielleicht etwas eingebildet, aber ich bin einer der wenigen, die beide Seiten kennen (Wirtschaft und Lehramt) und ich traue mir deswegen ein einigermaßen objektiver Urteil zu.
Zum Thema: 12 Netto als Lehrerehepaar ist äusserst unwahrscheinlich. Als Schulleiterehepaar schafft man das vielleicht. Aber A16 ist nach wie viel die absolute Ausnahme. A15 gibts nur ein paar an jeder Schule, da Abteilungsleiter. A14 gibts schon mehr, aber auch nicht die Masse. Damit knackt man vielleicht, wenn beide Vollzeit arbeiten, verheiratet sind und Kinder haben die 9K netto. Was immer noch sehr gut ist. Aber 12K sinds nicht und welches Mutter mit Kindern arbeitet schon Vollzeit, auch im Lehramt.
Zum geschilderten Sachverhalt:
Muss man lernen mit solchen Situationen umzugehen. Gerade am Anfang strahlt man noch nicht unbedingt so die Souveränität aus wie nach ein paar Jahren. Da können solche Sachen noch passieren. Lösung: REINHAUEN und ein Exempel statuieren
Im Optimalfall die Ersten, die anfangen zu singen verwarnen und wenn sie nicht aufhören sofort ausm Klassenzimmer schmeissen. Zigaretten und Smartphone müssen dann aber dagelassen werden. Ihr glaubt nicht, wie oft die Schüler dann selbst wieder nach ein paar Minuten ganz ruhig die Tür aufmachen und wieder reinwollen. Das lass ich dann aber in so nem Fall nicht zu und die Schüler müssen bis zum Ende der Stunde draussen bleiben. Nicht weil ich so n böser Mensch bin, sondern einfach, damit in Zukunft Ruhe herrscht.
Alternative zB zwei dreimal verwarnen oder verlangen, dass langsam Ruhe herrscht. Dann evtl singen lassen, nebenher irgendwas anderes machen. Dann irgendwann an die Tafel schreiben, dass die gesungenen 10 Minuten ihnen von der Pause abgezogen werden, d.h. der Unterricht um die Zeit verlängert wird. Alternativ einen Klasseneintrag ins Tagebuch mit dem Vermerk: ganze Klasse am Freitag Nachmittag für 45 Minuten nachsitzen lassen. Den Eintrag dann unter die Dokukamera legen draufzeigen und sagen, dass noch länger nachgesessen werden muss, wenn nicht sofort Ruhe ist. Sowas kostet trotz Routine Nerven...
Sonst bin ich eigentlich sehr nett, fast schon zu nett. Man sollte man schon eher auf Augenhöhe mit den Schülern kommunizieren, dann machen sie vieles auch dem Lehrer zuliebe.
WiWi Gast schrieb am 28.11.2020:
Ich war mal im Studium, war jung und brauchte das Geld, Hausaufgabenhilfe für Schüler zwischen der 6. und 10. Klasse. Das wurde vom Elternbeirat organisiert und war direkt an der Schule, nicht über ein Nachhilfeinstitut. Nach einem Halbjahr habe ich aufgegeben, obwohl für einen Studentenjob sehr gut bezahlt. Das war eine Schule in einem doch eher gut bürgerlichem Stadtteil, dennoch war der Job psychisch extrem nervenaufreibend. Fachlich war das super easy, zumal ich vorbereitete Materialien mit genauen Vorgaben schon bekommen habe.
Wenn man in die Klasse rein kommt und die Schüler fangen an zu singen "geh doch zu Hause, Du alte Scheisse" und die Schüler wollen absolut nicht damit aufhören ... was macht man dann? ja sowas habe ich erlebt, sowas und noch viel schlimmeres. Nach 90 min habe ich mich kaputter gefühlt als nach einem Tag Baustelle. Dann hab ich als Student lieber auf der Baustelle als Hilfsarbeiter Zementsäcke geschleppt. Harte Arbeit, aber man hat seine Ruhe.
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