WiWi Gast schrieb am 06.09.2020:
3.400 netto nach PKV ist einfach nur pervers. Das bekommt man bei Big4 nach 5-7 Jahren.
Auch die 4.200 netto muss man „in der Wirtschaft“ erstmal erreichen. Die meisten werden nicht dort hin kommen.
Ist definitiv deutlich überbezahlt.
Das sehe ich etwas anders. Man darf dabei nicht vergessen, dass in meinem Bereich das Einstiegsalter relativ hoch ist. Man benötigt zunächst den M.Sc., ein einjähriges Praktikum oder eine Berufsausbildung und ein 2-jähriges Referendariat. Im schnellsten Fall also 8 Jahre Ausbildung, was relativ unrealistisch ist. Die wenigsten haben diesen Werdegang direkt auf dem Schirm und waren zunächst einige Jahre in der Wirtschaft (was in diesem Schulkontext natürlich auch Sinn macht). Zudem sind viele "fachfremd" (reine BWL) und müssen etliche Module aus dem Bachelor (Pädagogik/Didaktik) nachstudieren. Sollte ein Zweitfach das Ziel sein, sogar noch mal mehr. Da kommt gut und gerne die Höchststudiendauer im Master bei rum, also noch mal ein Jahr.
Dann hat man das Risiko beim Amtsarzt, da gibt es solche und solche. Jeder hat zudem seine individuelle Vorgeschichte beim Thema Gesundheit. Ein Bestehen ist hier nicht immer gegeben.
Das Referendariat ist zudem ebenfalls anspruchsvoll und teilweise befindet man sich innerhalb von Lehrproben in Gottes Hand. Jeder Prüfer hat eigene Präferenzen beim Unterrichtsstil. Handlungsorientiert ist zwar usus, aber wie stark soll der ausgeprägt sein? So würde man bei manchen Prüfern durchfallen, weil die SuS (Schülerinnen und Schüler) zu wenig an die Hand genommen werden, andere fänden es genau richtig so, andere würden gerne noch mehr Freiheiten sehen. Wie verhält sich die Klasse bei Lehrproben? Hat man einen schlechten Stand, können diese einem ganz schön die Zensur verhageln.
Danach muss man auch noch bis zu seiner Verbeamtung auf Lebenszeit hoffen und bangen, dass gesundheitlich alles im grünen Bereich bleibt. Natürlich kann man zur Not auch als angestellte Lehrkraft tätig sein....da macht das netto aber keine Freude mehr.
Zudem hat man zum Teil auch wenig Einfluss auf das Einsatzgebiet. Wenn es heißt München oder das tiefste Allgäu, dann ist es eben so.
Dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein Kapitel für sich ist und nicht jeder dafür geeignet ist, muss ich an der Stelle glaube ich nicht mehr erwähnen.
Und nun mal kurz zu den Gymnasiallehrern, die ja gleich bezahlt werden...Die haben dafür das Problem, dass die Studiengänge auf Staatsexamen aufgebaut sind. Besteht man das oder das Referendariat nicht, war das komplette und lange Studium eigentlich für die Katz. Arbeitgeber interessieren sich eher nicht für Staatsexamensabschlüsse.
In Anbetracht all dessen, finde ich die Bezahlung absolut fair und in Ordnung.
antworten