Vielleicht mal ein paar Gedanken zu den diversen Themen hier im Thread.
Ich bin über 10j in der IT Branche, im weitesten Sinne Consulting.
Hab mit C# und Java entwickelt, Projektleitung gemacht und bin mittlerweile in einer Managementposition.
In den letzten gut 10 Jahre haben sich die Tagessätze (zumindest in den Unternehmen die ich kenne) nicht wirklich erhöht, laut Liste liegen die vielleicht bei 1000-1200 EUR. Viele große Unternehmen lagern ihre IT an z. B. Infosys oder Wipro aus die mit ihrem indischen Personal deutlich niedrigere Tagessätze anbieten können. Meist geht man dann mit dem Tagessatz runter, vielleicht auf 800 EUR, oder man rechnet die Aufwände schön was am Ende aufs Gleiche rauskommt. Jetzt hab ich einen Consultant der mich 60k im Jahr kostet (nur sein Gehalt), also 5k im Monat, bei 20 Tagen/Monat also 250EUR/Tag (Urlaub, Krankheit, etc. nicht gerechnet). Darauf kommen Lohnnebenkosten, Gebäude, Hardware, Infrastruktur, Wasserkopf etc. Ich verdoppel einfach mal auf 500EUR/Tag. Jetzt hab ich eine Mischkalkulation im Projekt weil mich ein Projektleiter mehr kostet, sagen wir 350EUR/Tag * 2 = 700EUR. Jetzt sind beide aber vielleicht nicht immer zu 100% ausgelastet (interne Fortbildung, etc.).
All das sorgt dafür, dass trotz Personalknappheit die Gehälter nicht wirklich nach oben gehen.
Manchmal schüttel ich darüber auch den Kopf, schließlich bin ich ja nicht nur Manager sondern auch Arbeitnehmer.
Für deutlich mehr Geld muss man entweder wechseln oder befördert werden. Wobei man beim Wechsel immer damit rechnen muss, dass man sich irgendwo so teuer einkauft, dass die nächsten Jahre am Gehalt nichts/wenig passiert und man ist erneut gefrustet. Ein erster Wechsel nach ca. 2 Jahren lohnt sich meist deswegen, weil der 1. Arbeitgeber nach dem Studium die "initalen" Einarbeitungskosten übernommen hat, der 2. Arbeitgeber hat nur noch die "normalen" Einarbeitungskosten.
Grundsätzlich würde ich dazu raten zum Chef zu gehen und zu sagen, dass man eigentlich gerne bleiben würde, aber ein anderes Unternehmen bietet entsprechend mehr. Gesetzt dem Fall man ist wirklich gut und hält sich nicht nur dafür hat nun der Chef intern das Argument: der ist gut, wir sollten ihn halten, ich brauch mehr Geld für ihn.
Nachhaltiger sind denke ich Beförderungen, weil man hier wirklich einen Mehrwert schafft der entsprechend bezahlt werden kann bzw. ich kann meinem Chef gegenüber wieder sagen, der ist gut, der sollte Senior Consultant sein, und dann ist es auch kein Thema, dass damit mehr Gehalt einher geht. Euer Chef brauch auch immer Argumente gegenüber seinem Chef.
Was ich immer wieder sehe bei meinen Leuten. Ein Consultant kann technisch sehr gut sein, aber wenn er z. B. die Kundenkommunikation nicht hinbekommt und ich mich deswegen selbst in ein Projekt involvieren muss, dann ist es einfach schwer den zu befördern und mehr zu zahlen. Also ab einem bestimmten Punkt sind die technischen Fähigkeiten nicht mehr das Einzige.
Grundsätzlich sollte es bei all diesen Überlegungen dem Unternehmen finanziell gut gehen, sonst sollte man eh gehen weil einfach nicht wirklich Geld für mehr da ist.
Ein Grund den ich sehe für die teilweise angeführten höheren WiWi-Gehälter. Ein WiWi der nicht für einen bestimmten Tagessatz extern verkauft wird sondern z. B. durch seine Arbeit irgendwie 1 Mio. an Kosten einspart kann dann leichter mehr Kosten weil er sich nicht selbst durch seinen Tagessatz finanzieren muss.
Ach ja, wir haben auch etliche Entwickler in Osteuropa. Hier wie dort gibt es gute und schlechte Leute - nur im Schnitt sind die Leute "drüben" günstiger. Der Vorteil eines Deutschen liegt dann eigentlich nur noch darin, wenn der Kunde unbedingt jemand deutschsprachiges will.
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