Natürlich spricht man erst mit dem/der Vorgesetzten.
Erstens ist das eine Stilfrage. Man erklärt, dass man ein Angebot eines anderen Unternehmens bekommen hat und welche Gründe dafür sprechen, dass man dieses Angebot ernsthaft in Erwägung zieht. (Achtung: "Die zahlen besser" ist gar nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick scheint, denn wenn man mit seinem Job grundsätzlich zufrieden ist, dann würde man nicht unbedingt für ein paar Euros den Arbeitgeber wechseln. Ich für meinen Teil würde nicht wechseln, nur weil mir jemand ein paar Scheinchen vor die Nase hält.) Mit einem offenen Gespräch zeigst Du auch Deine grundsätzliche Wertschätzung dem Unternehmen und den Kollegen / Vorgesetzten gegenüber.
Zweitens sollte Dein Arbeitgeber eine faire Chance bekommen, Dir ein gleichwertiges Angebot zu machen oder ähnlich attraktive Perspektiven aufzuzeigen. Gib denen die Möglichkeit, um Dich zu kämpfen.
Bereite Dich aber darauf vor, dass sie es tatsächlich tun könnten. Was machst Du, wenn Dein bisheriger Arbeitgeber Dir 20% mehr Gehalt bietet? Bleiben oder gehen? Du solltest Deine Schmerzgrenze kennen.
Es ist besser, hinterher sagen zu können "Ihr hattet eine Chance, aber wolltet mich ja nicht mehr" als sich anhören zu müssen, man habe den Laden im Stich gelassen.
Drittens kannst Du nicht wissen, wie gut es in der neuen Firma läuft. Was, wenn die plötzlich pleite gehen? Oder Dir in der Probezeit kündigen? Oder es gefällt Dir einfach nicht? Oder aus irgend einem anderen Grund musst Du dort weg? Wenn Du Deinen jetzigen Arbeitgeber anständig und fair behandelst, dann solltest Du eine Option auf Rückkehr haben.
Viertens: Man sieht sich immer zweimal, oft früher als man denkt. Was, wenn Dein Chef ebenfalls zu dieser Firma wechselt und plötzlich wieder Dein Chef wird? Die scheinen ja Leute wie Euch zu suchen!
Mein Tipp nach vielen Jahren Berufserfahrung: Hinterlasse nie "verbrannte Erde" aus purem Stolz oder Trotz. Das holt Dich oft wieder ein.
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