Hallo zusammen,

ich bin ziemlich happy mit der Wirtschaftsprüfung und nach knapp 2 Jahre Berufserfahrung bin ich bereits am Examen dran.

Da die Schweiz bekanntermaßen einen gewissen finanziellen Anreiz zur Auswanderung bietet, stelle ich mir die Frage, ob ich meine Karriere nicht in der Schweiz starten/fortführen soll. Tatsächlich habe ich bei meiner Big4 in der Schweiz auch schon ein Angebot erhalten. Kurz vor Beginn des Examens scheint mir das so als wäre es das "letzte Ticket".

Was sind eure generellen Meinungen dazu? Ganz pauschal gesagt, verdient man als Senior das doppelte Netto. In Deutschland bliebe mir eine Sparquote von ca. 40% und in der Schweiz ca. 50%. Also finanziell ist das kurzfristig/mittelfristig ne feine Sache. Wie sieht es aber ab SM-Partner aus? Bleibt dieser Gehaltsunterschied gleich?
Wie sieht es mit den Unterschieden im Steuerrecht und den generellen Anpassungen in der Schweiz aus? Alles halb so wild?

Bin wirklich für jede Meinung, zu jedem Aspekt sehr dankbar.

Cast123 schrieb am 04.11.2023:

Hallo zusammen,

ich bin ziemlich happy mit der Wirtschaftsprüfung und nach knapp 2 Jahre Berufserfahrung bin ich bereits am Examen dran.

Da die Schweiz bekanntermaßen einen gewissen finanziellen Anreiz zur Auswanderung bietet, stelle ich mir die Frage, ob ich meine Karriere nicht in der Schweiz starten/fortführen soll. Tatsächlich habe ich bei meiner Big4 in der Schweiz auch schon ein Angebot erhalten. Kurz vor Beginn des Examens scheint mir das so als wäre es das "letzte Ticket".

Was sind eure generellen Meinungen dazu? Ganz pauschal gesagt, verdient man als Senior das doppelte Netto. In Deutschland bliebe mir eine Sparquote von ca. 40% und in der Schweiz ca. 50%. Also finanziell ist das kurzfristig/mittelfristig ne feine Sache. Wie sieht es aber ab SM-Partner aus? Bleibt dieser Gehaltsunterschied gleich?
Wie sieht es mit den Unterschieden im Steuerrecht und den generellen Anpassungen in der Schweiz aus? Alles halb so wild?

Bin wirklich für jede Meinung, zu jedem Aspekt sehr dankbar.

Würde mich auch sehr interessieren

Ich würde allein schon wegen der politischen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland lieber in die Schweiz gehen. Die Prüfungsmandate in Deutschland sind je nach Standort, jedoch spannender.

Gibt es in der Schweiz auch einen großen Mangel an Wirtschaftsprüfern wie in Deutschland?Ich denke, dass sich Deutschland gesellschaftlich sowie wirtschaftlich nicht positiv entwickeln wird und würde dir daher eher zur Schweiz raten. Einziger Vorteil an Deutschland wäre, dass wir hier einen großen Mangel an WP haben und sich so für junge WP attraktive Karrieremöglichkeiten ergeben.

Geh doch für ein Jahr in die Schweiz und schau's dir an. Das Jahr kannst dir ohnehin aufs Examen anrechnen lassen. Ich sag nur so viel, es gibt einen Grund, weshalb es quasi keine deutschen Partner bei den Big4 in CH gibt.

WiWi Gast schrieb am 05.11.2023:

Geh doch für ein Jahr in die Schweiz und schau's dir an. Das Jahr kannst dir ohnehin aufs Examen anrechnen lassen. Ich sag nur so viel, es gibt einen Grund, weshalb es quasi keine deutschen Partner bei den Big4 in CH gibt.

Kannst du den letzten Punkt erläutern?
Es "auszuprobieren" ist in meinem persönlichen Fall keine besonders gute Idee. Müsste schon passen und mit Entschlossenheit dahinter, wenn auch ein Türchen in Deutschland immer noch offen bleibt.

Bin nicht der User vom 5.11.2023. Da Partner vor allem ein Vertriebsjob ist, würde es mich nicht wundern, wenn sich die Schweizer von einem deutschen WP nichts verkaufen lassen. Das muss auf persönlicher und kultureller Ebene passen und als Deutscher bist du in der Schweiz halt immer doch ein Außenseiter.

Cast123 schrieb am 05.11.2023:

Geh doch für ein Jahr in die Schweiz und schau's dir an. Das Jahr kannst dir ohnehin aufs Examen anrechnen lassen. Ich sag nur so viel, es gibt einen Grund, weshalb es quasi keine deutschen Partner bei den Big4 in CH gibt.

Kannst du den letzten Punkt erläutern?
Es "auszuprobieren" ist in meinem persönlichen Fall keine besonders gute Idee. Müsste schon passen und mit Entschlossenheit dahinter, wenn auch ein Türchen in Deutschland immer noch offen bleibt.

Klar gibt's (erstmal) mehr Geld. Auf dem Niveau bleibst aber erstmal stecken. Bei 150k ist quasi Schluss und da verdienst du schon sehr sehr ordentlich. Partner wirst du, wie oben schon angemerkt, als Deutscher wahrscheinlich nicht. Das liegt daran, dass in der Schweiz, überspitzt gesagt, "Treuhänder" kein Mensch braucht. Wenn's z.B. keine Steuern oder strenge Rechnungslegungsstandards gibt, dann brauch ich auch keinen Steuerberater oder WP. Und die Anforderungen an einen Deutschen WP sind International vergleichsweise "extrem". Im Ausland reibt man sich da regelmäßig die Augen, dass man für sowas überhaupt studiert haben muss oder ein Examen ablegen müsste. Der Begriff Treuhänder ist übrigens in der Schweiz nicht geschützt, jeder darf sich so nennen und auch entsprechend auch die Dienstleistungen anbieten. Klar gibt's die Dipl. WPs, aber wie gesagt, aus Sicht normaler Schweizer Unternehmen bist du reiner Kostenfaktor. Ich glaub bei EY Schweiz gibt's nicht einmal ein Dipl. WP im Vorstand. Da sind die US/UK-Qualifikationen wichtiger.

WiWi Gast schrieb am 07.11.2023:

Klar gibt's (erstmal) mehr Geld. Auf dem Niveau bleibst aber erstmal stecken. Bei 150k ist quasi Schluss und da verdienst du schon sehr sehr ordentlich. Partner wirst du, wie oben schon angemerkt, als Deutscher wahrscheinlich nicht. Das liegt daran, dass in der Schweiz, überspitzt gesagt, "Treuhänder" kein Mensch braucht. Wenn's z.B. keine Steuern oder strenge Rechnungslegungsstandards gibt, dann brauch ich auch keinen Steuerberater oder WP. Und die Anforderungen an einen Deutschen WP sind International vergleichsweise "extrem". Im Ausland reibt man sich da regelmäßig die Augen, dass man für sowas überhaupt studiert haben muss oder ein Examen ablegen müsste. Der Begriff Treuhänder ist übrigens in der Schweiz nicht geschützt, jeder darf sich so nennen und auch entsprechend auch die Dienstleistungen anbieten. Klar gibt's die Dipl. WPs, aber wie gesagt, aus Sicht normaler Schweizer Unternehmen bist du reiner Kostenfaktor. Ich glaub bei EY Schweiz gibt's nicht einmal ein Dipl. WP im Vorstand. Da sind die US/UK-Qualifikationen wichtiger.

Vielen Dank für den Beitrag.

Noch andere Ergänzungen? Gerne auch mit Blick auf eine Promotion. Kann mir vorstellen, dass es mit deutschem Bachelor/Master schwieriger ist, eine Promotionsstelle zu finden.

Cast123 schrieb am 08.11.2023:

Vielen Dank für den Beitrag.

Noch andere Ergänzungen? Gerne auch mit Blick auf eine Promotion. Kann mir vorstellen, dass es mit deutschem Bachelor/Master schwieriger ist, eine Promotionsstelle zu finden.

Kann dazu keine qualifizierte Aussage machen. Kenne drei Leute aus meiner Schulzeit, die in die Forschung nach CH sind (komme selbst aus der Bodenseeregion) und die hatten da nie Probleme. Schlimmer als WiMa und Promotion in Deutschland geht's aber weltweit wahrscheinlich auch nicht (Anforderungen, Lohn, ect.). Schweizer Forschung ist ja auch internationaler ausgerichtet.