Zu a) Das ist hier einfach so, weil man einfach auch glauben will, dass man nach dem Studium zu einer Elite gehört. Ist ein psychologisches Phänomen, dass wir nicht ändern werden können, zumal diejenigen, deren Realverdienst gering sein wird, hier nicht mehr reinschauen werden. Ich stelle aber auch fest, dass der höchstmöglichste Einzelfall zur Regel verklärt wird.
Zu b) Auch das ist ein psychologischer Effekt. Hier ist vieles Wunschträumerei und dafür wird auch jede Logik außer Kraft gesetzt. Weiter unten findest du auch so ein Beispiel. Da behauptet jemand ernsthaft, dass der Durchschnittslohn sich erhöhen wird, weil künftig alle Akademiker sind. Ohne jetzt zu hinterfragen, wie tief das Niveau gesunken sein muss, damit alle jetzt Akademiker sind und ob man die mit früheren vergleichen kann, wirkt der psychologische Effekt offensichtlich so, dass Studieninhalte wie Angebot und Nachfrage einfach ausgeblendet werden.
zu c) Ja, das Gefühl habe ich auch. Das Denken, dass wenn man hier extrem hohe Gehälter angibt, das Einfluss auf die Arbeitgeber hat, ist aber lächerlich. Wenn die Werbeagentur ihre miesbezahlten Junior-Online-Manager-Stellen plötzlich als Traineeprogramm bezeichnet, gibt es dafür weiter miese 22k.
zu d) Stimmt leider auch. Gerade bei den hohen Gehältern, hat man das Gefühl, dass immer wieder die gleichen 3 Leute in verschiedenen Rollen posten, um kräftig zu provozieren. Merkt man daran, dass die Angaben immer sehr oberflächlich bleiben und genauere Nachfragen nicht überleben.
zu e) Woher sollen Belege für Erfindungen kommen? In Deutschland redet niemand über sein Gehalt, Tarifverträge lassen sich aushöhlen, Stellen willkürlich einstufen und Gehaltsumfragen kann man vergessen, da sie ihre Daten nicht überprüfen und die Verlierer unter den Absolventen hier niemals auftauchen.
zu f) Wieder der psychologische Effekt: Natürlich weiß, das Gehirn, dass der 200k-Investmentbanker nicht die Zeit hat, hier zu schreiben und mit seinem Gehalt zu prahlen, aber das Gefühl will einfach hören, dass wirklich jeder Student bald Millionär sein wird.
zu g) Ja, da lache ich auch immer wieder. In einem Ich-weiß-nicht-einmal-was-meine-Eltern-verdienen-Land, weiß der 200k-Investmentbanker immer genau, was alle, die er kennt verdienen und natürlich verdienen die alle mindestens 190k.
zu h) Ja, klar, wieder ein psychologischer Effekt. Man ist unsicher, hält sich für eine Elite und nutzt nur die Statistiken, die dem eigenen Weltbild entsprechen, sowie man nur Posts liest und glaubt, die das tun.
-> Ich bin ganz deiner Meinung, aber die ganzen psychologischen Effekte hemmen eine echte Diskussion, zu der eben gehören würde, dass es
- ca. 13% der Absolventen richtig mies geht und sie im Niedriglohnsektor abhängen
- ca. 17% zwar nicht im Niedriglohnsektor landen, aber letztendlich irgendwas machen, um zu überleben
- ca. 35% in Jobs gelandet sind, für die man früher nach der Ausbildung bekommen hätte und auch so verdienen
- ca. 20% gute Jobs haben, die aber weit von den 100k-Fieberträumen entfernt sind
- ca. 10% absolute Spitzenjobs haben, die irgendwann mal die 100k-Grenze springen, aber bestimmt nicht zum Einstieg
Wir reden hier über die 10% und an guten Tagen noch über die 20%. Deren Einkommen wird hier als Norm für 100% dargestellt und daher diskutieren wir hier am Ende immer Fiktionen, auf Basis von Fiktionen und enden bei Fiktionen.
WiWi Gast schrieb am 10.07.2019:
Die Probleme hier sind:
a) Dass aus einem Extrembeispiel immer die Regel gemacht wird. Erwähnt einer, dass man zum Einstieg auch mal 100.000 Euro bekommt, ist das plötzlich die Untergrenze für die "Elite" und der Einstieg der "Normalos" verschiebt sich von realistischen 30 - 40k auf 60k.
b) Punkt a) führt in den letzten Jahren zu konstanten fiktiven Gehaltssteigerungen, d.h. die Gehaltsangaben im Wiwi-Treff werden immer höher, ohne dass das statistisch nachgewiesen wird oder die Marktlage (inzwischen studieren ja dann doch knapp 60% eines Jahrganges) das hergeben würde. Es scheint so, dass man sich gegenseitig zu immer höheren Angaben anstachelt. Quellen hierfür sind in der Regel die Freundin der Schwester oder die Oma des Opas die etwas von ihren Mitstudenten in geheimer Absprache gehört haben will.
c) Dass manch Student hier glaubt, hohe und unrealistische Angaben, würden Einfluss auf das Denken von Arbeitgebern außerhalb des Forums machen, die hier fleißig mitlesen würden und eine realistische Betrachtung ihren späteren Verhandlungen schaden würden.
d) Dass viele Freude an der Provokation haben und gerne auch mehrfach posten, um Leute zu triggern. Vom Schreibstil sind hier mindestens 3 Bereichte über gigantische Gehälter in unterschiedlichen Branchen und Unternehmen von einer einzigen Person geschrieben worden.
e) Dass fast alle Angaben zu hohen Gehältern ohne Belege bleiben.
f) Dass es eine merkwürdige Korrelation zwischen hohen Gehälter und Zeit und Interesse diese in Foren zu verbreiten, gibt, dass so gar nicht zu einem anspruchsvollen Job passen will.
g) Dass Menschen mit hohen Gehältern immer auch exakt wissen, was ihr komplettes Umfeld und alle ehemaligen Mitstudenten so verdienen und wie sich ihr Gehalt entwickeln und das natürlich immer als "Beweis" ausführen können
h) Das Statistiken, die nicht in das Bild passen, ignoriert werden, aber anonyme Umfragen im Internet überbetont werden. Selbst, wenn es daher mal echte Quellen gibt, werden die bevorzugt, die dem eigenen Denken entsprechen In letzter Zeit werden die Quellen aber wegen weggelassen, da selbst die optimistischen Quellen derartig hohe Gehälter niemals angegeben haben.
-> Vielleicht sollten wir uns endlich wieder aus diesem Fantasie-Kreislauf lösen und eine realistische Diskussion führen. Es gibt heute mehr Studenten als je zuvor, weil das Studium für alle geöffnet wurde und der Anspruch gesunken ist. Wir haben daher ein erhöhtes Angebot niedrigerer Qualität. Auf der anderen Seite ist wegen mancher Krise und der Digitalisierung die Nachfrage gesunken. Angebot und Nachfrage treffen auf dem Markt zusammen. Hier interessiert jetzt der Durchschnittswert und eben nicht die Ausreißer nach oben oder die 14% der Absolventen, die dauerhaft im Niedriglohnsektor hängenbleiben.
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